Rehn, Heidi - Die letzte Schuld Abschnitt 5

Liebe Heidi, wenn ich mich recht erinnere wurde Emils große Reserviertheit wesentlich lockerer als es mir Billa zusammen kam. Das habe ich hier vermisst, vielleicht ist es auch nur wegen Fritz, der hatte hier ja einen viel größeren Auftritt als im ersten Teil. Kann mich teils nicht so ausdrücken wie ich es gern möchte, woran das liegt weiß ich nicht.

Oh, jetzt verstehe ich, was Du meinst. Sorry, ich stand ein bisschen auf dem Schlauch. Für Emil bleibt die Lage schwer - oder wird jetzt schwierig, da Fritz sich mehr ins Geschehen drängt. Denn auch wenn Bill ihm quasi einen Antrag macht, indem sie ihn offiziell als ihren Verlobten präsentiert, bleibt ja sein Gefühl, feige zu sein, im entscheidenden Moment seinen Mund gehalten und so wie alle mitgemacht zu haben in der Nazizeit. Durch Frits´ rücksichtsloses, beschämendes Auftreten verstärkt sich das bei ihm.

Tja diese Scham werden damals wohl so einige gehabt haben. Aber wenn er sich aufgelehnt hätte, wäre er zu diesem Datum wohl kaum noch am Leben. Was sollten diese Menschen den tun, ihnen blieb doch kaum etwas anderes über als mit dem zu Leben was gerade anstand. Ich denke auch das viele die freudig dem Rindvieh nachgelaufen sind, es sehr schnell bereut haben. Aber da war es schon viel zu spät. 30% der Erwachsenen hatten keine Arbeit, die waren doch froh wieder was zu verdienen. Und als sie merkten was sie da teils produzierten war alles zu spät. Das ist so ein Teil meiner Meinung.

Aus heutiger Sicht steht es uns nicht zu, über die Menschen damals zu richten. Niemand kann wissen, wie er sich verhalten würde. Ich will es auch lieber nicht wissen, gebe ich ehrlich zu.
Umso mehr Respekt verdienen Menschen, die sich so früh wie Emil schon damit auseinandergesetzt haben. Erich Kästner war ja so jemand, und ist daran quasi zugrunde gegangen, weil er es sich nie verziehen hat. Er hatte in seinen letzten Lebensjahren ein massives Alkoholproblem. Echt schlimm. Das darf man alles nie vergessen!

Ich habe das Buch gestern beendet.

McIntosh hatte ich bei meinen Vermutungen so gar nicht auf dem Plan. Da hast du mich echt geschickt an der Nase herumgeführt. Dass die Devotionalien dermaßen begehrt waren, war mir allerdings bislang auch nicht bekannt.

Sehr interessant fand ich die Geschichte um die Spendertafel. Als ich davon las, habe ich mir sofort einen Zettel ins Buch gelegt mit der Frage, ob diese wirklich existiert hat. Die Frage hast du im Nachwort bereits beantwortet.

Das Wiedersehen mit Schratzler fand ich sehr rührend. Jetzt wüsste ich gerne noch, was aus seiner Tochter geworden ist. Ich hoffe sehr, dass wir das im nächsten Band erfahren werden.

Billas "Antrag" fand ich klasse! Sie hat mir sowieso wieder sehr gut gefallen. Das Gesicht von Emil hätte ich zu gerne gesehen.

Ignaz hatte ich wohl etwas falsch eingeschätzt. Sein forsches Vorpreschen in den Lagerraum kam einem Selbstmord gleich. Also hat ihn der Tod seiner Frau wohl doch sehr getroffen. Um seine Kinder tut es mir natürlich leid.

Wie es mit Korbinian weitergeht, würde mich auch noch interessieren. Er wird seine Neigung wohl weiter heimlich ausleben müssen. Es war halt früher nicht alles besser als heute.

Liebe Heidi, ich danke dir sehr herzlich für diese Leserunde. Ich wurde wieder sehr gut unterhalten und habe nebenher noch viele Dinge erfahren, die ich noch nicht wusste. Ich drücke uns die Daumen, dass die Reihe fortgesetzt wird. Ich wäre bei einer LR jederzeit wieder dabei.

Liebe Simone,

danke auch Dir fürs fleißige Lesen und Kommentieren!

Es freut mich sehr, dass ich Dich am Ende mit McIntosh überraschen konnte Die begehrten Devotionalien sind wirklich eine üble Geschichte. Bei einem Workshop im Haus der Kunst hat Sabine Brantl mir erstmals erzählt, welche Dimensionen das hatte. Aus heutiger Sicht unglaublich - wobei es ja leider immer wieder erschreckende Meldungen gibt, wenn z.B. die Unterhose(!) einer Nazi-Größe für ganz viel Geld versteigert wird etc.

Korbinian wird sich wohl nie outen können. Der §175 hat ja noch lange das Leben vieler Menschen zerstört und erst vor wenigen Jahren wurde mit der Rehabilitierung begonnen, d.h. auch nach Aufhebung des Paragraphen galten die einst danach Bestraften noch viele Jahre als vorbestraft. Echt unfassbar!

Bitte halte die Daumen gedrückt. Es gäbe noch so viel zu erzählen über die damalige Zeit und auch über vieles, was von damals bis heute fortwirkt oder sich auswirkt. Und die Geschichte von Billa, Emil, Schratzler und den anderen ist ja eh noch nicht fertig....