Der Vorleser

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12 März 2009 07:39 #1 von Zabou1964
Der Vorleser wurde erstellt von Zabou1964
Originaltitel: The Reader
Regie: Stephen Daldry
Produktion: USA/Deutschland 2008
Darsteller:
Kate Winslet – Hanna Schmitz
David Kross – Michael Berg (jung)
Ralph Fiennes – Michael Berg (erwachsen)
Bruno Ganz – Professor Rohl
Hannah Herzsprung - Julia
Karoline Herfurth – Marthe
Alexandra Maria Lara – Ilana Mather (jung)
Lena Olin – Ilana Mather/Rose Mather
Länge: 124 Minuten
FSK 12

Romanvorlage: Bernhard Schlink – Der Vorleser

Inhalt:

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart (1995) erzählt der Rechtsanwalt Michael Berg seiner Tochter Julia von seiner Geschichte mit Hanna Schmitz, die im Jahr 1958 begann.

Der 15jährige Michael übergibt sich auf dem Weg von der Schule nach Hause. Hanna Schmitz, die zwanzig Jahre älter ist als er, findet ihn in ihrer Toreinfahrt und bringt ihn nach Hause. Als er wieder gesund ist, bringt er ihr zum Dank einen Strauß Blumen. Dabei beobachtet er, wie sie sich anzieht und seine jungendliche Phantasie ist geweckt.

Beim nächsten Besuch des Jungen verführt Hanna ihn und die beiden beginnen eine Affäre. Immer wenn er sie besucht, liest er ihr zuerst vor und danach lieben sie sich. Der Junge schwänzt die Schule und gerät immer mehr in eine Abhängigkeit von der älteren Frau. Eines Tages jedoch, als er sie besuchen will, ist Hanna verschwunden. Er leidet entsetzlich unter diesem Verlust.

Acht Jahre später, er hat ein Jura-Studium aufgenommen, sieht er sie in einem Gerichtssaal wieder. Sie ist mit anderen Frauen angeklagt, den Tod von 300 KZ-Häftlingen in einer brennenden Kirche verschuldet zu haben. Weil sie sich schämt zuzugeben, dass sie Analphabetin ist, wird ihr die Alleinschuld zugeschrieben und sie wird zu einer lebenslangen Haft verurteilt.


Meine Meinung:

Dieser Film hat mich tief bewegt. Das Buch habe ich bereits 1995 gelesen und ich war gespannt, wie der Film die berühmte Romanvorlage umsetzt. Ich war sehr angenehm überrascht. Die Schauspieler, allen voran der junge David Kross, haben vorzüglich zu den Rollen gepasst und sehr gut gespielt. Kate Winslet hat vollkommen zu Recht einen Oscar für die Darsellung der Hanna Schmitz erhalten.

Der Film hat mich sehr nachdenklich gemacht. Eigentlich ist die Figur Hanna Schmitz verachtenswert und schlecht. Sie verführt den jungen Michael ohne Rücksicht auf seine Gefühle. Als es für sie brenzlig wird, weil sie in einem Büro arbeiten soll, wo ihr Analphabetismus auffallen würde, haut sie Hals über Kopf ab und lässt ihren jungen Liebhaber ohne ein Wort der Erklärung zurück. Während des zweiten Weltkriegs tritt sie in die SS ein, lässt sich von KZ-Häftlingen vorlesen und rettet die Juden nicht aus der brennenden Kirche. In meinen Augen ist sie ein durch und durch schlechter Mensch. Trotzdem hatte ich Mitleid mit ihr.

Der Film zeigt eine Täterin des Holocaust und ihre nichtigen Beweggründe. Dies ist auch auf Kritik gestoßen. Die Taten der Nazis würden verharmlost und den Verbrechern werde eine Absolution erteilt. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen. Ich finde, Bernhard Schlinks Sichtweise aus der ungewöhnlichen Perspektive des Jungen Michael ist bewegender als die vielen Filme, die die Täter des Holocaust direkt anklagen. Meiner Meinung nach wird in diesem Film, der sich sehr genau an die Romanvorlage hält, nichts beschönigt.

Fazit: Ein Film, der zum Nachdenken anregt. Kate Winslet und der junge David Kross überzeugen durch ihre Darstellungen. Anschauen! :*****:

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