Schiewe, Ulf - Montalban. Die Hure Babylon (Band 03)

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11 Dez. 2012 19:10 - 06 März 2024 07:36 #1 von Meggie
Autor: Schiewe, Ulf
Titel: Die Hure Babylon
Originaltitel: --
Verlag: Droemer Knaur
Erschienen: 2012
ISBN-13: 978-3426199305
Seiten: 575
Einband: HC
Serie: Frankreich-Reihe, Band 03
Preis: 19,99 Euro

Autorenportrait:

Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der "brotlosen Kunst" widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte. Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den "Bastard von Tolosa" mündete. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.


Quelle: Droemer Knaur

Inhaltsangabe:

Sie sprachen vom himmlischen Frieden – und riefen zum Kreuzzug auf. Sie mahnten zu Mäßigung und Keuschheit – und führten ein Leben in Verworfenheit. Rom war die biblische Hure Babylon … Südfrankreich im 12. Jahrhundert: Der junge Edelmann Arnaut ist verzweifelt, denn wieder hat seine heimliche Geliebte, die Vizegräfin Ermengarda von Narbonne, ihr Kind verloren – ein Fingerzeig des Himmels? Arnaut will Buße tun und sich dem Kreuzzug ins Heilige Land anschließen. Mit dem fränkischen Heer zieht er gen Osten und muss doch bald erkennen, dass es weniger um Erlösung als um Macht und Eitelkeit der Herrschenden geht, dass im Namen Gottes Verrat und unvorstellbare Greueltaten begangen werden. Gefährliche Abenteuer warten auf ihn, Kampf, Intrigen – und so manche Versuchung …


Quelle: Buchrücken

Meine Meinung:
Arnaut und Ermengarda sind glücklich miteinander. Bis Ermengarda schwanger wird und das Kind verliert. Arnaut sieht darin eine Strafe Gottes und trennt sich von Ermengarda. Und er nimmt das Kreuz und schließt sich dem Kreuzzug ins Heilige Land an. Doch auf dem langen Weg wird ihm immer mehr klar, dass dieser Kreuzzug nicht der Wille Gottes sein kann.

Mit „Die Hure Babylon“ liegt mir der dritte historische Roman von Ulf Schiewe vor, den ich zusammen mit dem Autor in einer Leserunde lesen durfte. Ulf hat dabei Rede und Antwort gestanden und hierfür möchte ich mich auch nochmals herzlich bedanken.

Der Roman schießt an den zweiten Band der Frankreich-Reihe „Die Comtessa“ an. Man ist gleich wieder mittendrin im Geschehen. Durch die sehr bildhafte Schreibweise ist das Kopfkino sehr gefordert. Die Detailverliebtheit ist wunderbar und so möchte man am liebsten in das Buch hineinschlüpfen, um alles live und in Farbe zu sehen.

Doch neben den wunderschönen Szenen gibt es natürlich auch das krasse Gegenteil. Gerade die Kreuzzüge waren Massenmorde an Christen und Muslime. Auf beiden Seiten starben Tausende von Menschen. Auch hier konnte ich mir zeitweise zu gut vorstellen, wie das wohl abgelaufen sein musste. Der Autor beschönigt nichts und erfasst das ganze Ausmaß dieser unnötigen Kriege im angeblichen Auftrag Gottes.

Das Ende des Buches ist mehr als offen, obwohl im Epilog manches angedeutet wird. Trotzdem bleibt ein Stück Hoffnung, dass die Reihe vom Autor fortgeführt wird, was auch ich stark befürworten würde.

Die ersten beiden Bände der Reihe, „Der Bastard von Tolosa“ und „Die Comtessa“ müssen nicht zwingend vorher gelesen werden, jedoch ist es zum Verständnis mancher Szenen besser, den Inhalt der beiden Bücher zu kennen.

Ich muss nochmals auf die Schreibweise des Autors eingehen, denn gerade diese finde ich sehr erwähnenswert. Mit Liebe zum Detail, jedoch keinen unnötigen Ausschweifungen wird Szene um Szene beschrieben und so fühlt man sich mittendrin, sei es beim Krieg, den einfachen Gesprächen zwischen den Soldaten, den Ängsten und Sorgen der Frauen und den mutigen Handlungen der Männer.

Eine gute Mischung aus sympathischen und unsympathischen oder gar verhassten Charakteren sowie Beschreibungen der Landschaft, Orte und Geschehnisse haben es mir sehr schwer gemacht, das Buch aus der Hand zu legen.

Fazit:
Ein wortgewaltiges, bildhaftes Buch und ein würdiger Nachfolger der vorher erschienen Bände.

© sina frambach

:*****:

Reihenfolge
01 Der Bastard von Tolosa
02 Die Comtessa
03 Die Hure Babylon


LG Meggie

Letzte Änderung: 06 März 2024 07:36 von Meggie.

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13 Dez. 2012 19:29 #2 von Netha
Meine Meinung

Nach „Der Bastasrd von Tolosa“ und „Die Comtessa“ legte Ulf Schiewe nun mit „Die Hure Babylon“ den dritten Band seiner Frankeich-Reihe vor.

Gleich auf den ersten Seiten hatte Ulf Schiewe mich wieder gefesselt an seine Geschichte. Und die Erinnerung an die vorherigen Bände war sofort wieder da.

Ermengada und Arnaut sind ein Paar und glücklich, auch wenn es eine unlegetime Beziehung ist. Als Ermengada schwanger wird und das Kind auf tragische Weise verliert gerät Arnaut in heftige Gewissensbisse, er denkt immer häufiger das es die Strafe Gottes ist, weil er Ehebruch begeht mit der Beziehung zu Ermengada. So begibt er sich auf Kreuzzug ins Gelobte Land um zu büssen.
Doch auf dem langen Weg bis Jerusalem zweifelt er immer mehr, das dieses Elend welches er da miterleben muss, nicht Gottes Wille sein kann.

Der Autor besticht auch hier mit seinem plastischen Schreibstil, Detail liebend beschreibt er Land und Leute, aber auch die Schlachten in ihrer erbarmungswürdigen Grausamkeit. Er beschönigt nichts, so das einem das Kopfkino in Farbe gewiss ist.
Ich hatte das Gefühl mitten drin zu sein, auch die Dialoge zwischen den einzelnen Protagonisten sind sehr ausgereift und geben das Empfinden derer so bildhaft wieder, als wenn man mit an dem Feuer sitzt und den Unterhaltungen lauscht.

Diese Geschichte ist für mich ein weiteres Zeugnis, was alles möglich war, im Namen Gottes, anzuzetteln. Vielen der Soldaten muss es so ergangen sein wie Arnaut. Das sie sich fragen warum Gott das alles zulässt.

Auch wenn es sich hier um eine historische Geschichte handelt, kann man doch auch Parallelen ziehen in unsere heutige Zeit. In etwas abgewandelter Form wird es doch heut zu Tage nicht anderes gehändelt.

Dieses Werk hatte wieder den berühmten Suchtfaktor für mich, ich könnte das Buch nur mit wieder willen aus der Hand legen.

Ulf Schiewe ist bei mir im historischen Genre nicht mehr wegzudenken. Seine Werke sind für jedes Mal ein Highlight.

Von mir volle fünf Sterne

:*****:

Liebe Grüße von Netha

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17 Dez. 2012 13:18 - 02 Jan. 2024 18:22 #3 von Tuppi
Meine Meinung:
Arnaut de Montalban hegt eine Beziehung zu Ermengarda, der Vizegräfin von Narbona. Unglückliche Widrigkeiten bringen ihn dazu zu glauben, daß Gott ihn für diese Liebe bestrafen möchte. Eher unfreiwillig, aber als Zeichen der Buße, schließt er sich dem Kreuzzug ins Heilige Land an. In diesem Krieg verliert Arnaut nicht nur seine Freunde, sondern auch seinen Glauben. Was als himmlische Botschaft begann, wird bald zum politischen Eklat. Und mittendrin viele Gläubige, die ihr Leben für die Herrschsucht der Mächtigen lassen müssen.

Es war mein drittes Werk des Autors und auch dieses Mal war ich wieder gefesselt. Viele Charaktere kannte ich bereits aus den vorigen Bänden. Kurze Rückblenden haben die Erinnerungen belebt. Ich hatte auch dieses Mal wieder das Gefühl, mittendrin zu sein und alles genau mitzuerleben. Viele neue Freunde, aber auch alte, haben den Weg von Arnaut begleitet. Ich war oft niedergeschlagen, wenn ich erfuhr, was damals alles passiert ist. Auch wenn schon früh Zweifler vorhanden waren, so wurden diese doch sehr schnell mundtot gemacht. Im Namen Gottes, oder auch im Namen von Allah, wurden die Krieger zu Massenmörder für ihre Herrscher. Dieser Roman beschreibt das sehr lebendig und grausam. Ich musste viel zu oft von lieb gewonnenen Figuren Abschied nehmen.

Das Ende fand ich etwas kurz. Das Buch ist zwar abgeschlossen und im Epilog erfährt man dann auch den Rest, aber für mich war das zu knapp. Aus diesem Grund muß ich dem Buch leider einen Stern Abzug geben.

Fazit:
fesselnd, grausam und erschreckend.
:****:


17.12.2012 - 312

Viele Grüße Nicole

EIN TAG OHNE LESEN IST KEIN GUTER TAG!
Letzte Änderung: 02 Jan. 2024 18:22 von Tuppi.

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29 Dez. 2012 08:29 #4 von Zabou1964
Meine Meinung:

Ich hatte das große Glück, diesen Roman in einer begleiteten Leserunde gemeinsam mit dem Autor lesen zu dürfen. Bereits die beiden Vorgänger „Der Bastard von Tolosa“ und „Die Comtessa“ hatten mich sehr begeistert. Deshalb war ich sehr gespannt, wie sich das Schicksal der Figuren aus diesen beiden Geschichten weiterentwickelt.

Arnaut de Montalban ist ein Ritter und Edelmann. Er ist der Geliebte von Ermengarda, der Vizegräfin von Narbona. Doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Ermengarda ist zwar eine Scheinehe eingegangen, aber dennoch eine freie und selbstbewusste Herrscherin. Als sie durch eine Fehlgeburt ihr Kind verliert, fühlt Arnaut sich schuldig. Er glaubt, Gott verurteile die Liebe zwischen ihm und Ermengarda. Um seine Schuld zu tilgen, schließt er sich einem Kreuzzug ins Heilige Land an. Doch schon bald muss er erkennen, dass dieser „Heilige Krieg“ nichts mit Gott zu tun haben kann. Und er beginnt, am Glauben zu zweifeln.

Laut eigener Aussage hat Ulf Schiewe mit diesem Roman ein „Anti-Kriegsbuch“ geschrieben, „das nichts verklären soll“. Wer also romantische Beschreibungen von heroischen Kriegern sucht, der sollte die Finger von diesem Buch lassen. Die Schilderungen der Geschehnisse sind sehr realistisch und oft auch brutal. So brutal und grauenhaft, wie dieser sinnlose Krieg nun einmal war. Der Autor hat die historischen Ereignisse seiner Geschichte zugrunde gelegt und einige Figuren hinzuerfunden. Im Anhang gibt es ein Personenregister, das sehr genau erklärt, welche Charaktere real existiert haben. Die Darstellungen der Orte und Schlachten sind sehr detailliert und somit nichts für zartbesaitete Leser. Die Zeiten waren hart und genauso beschreibt Ulf Schiewe sie. Hier wird nichts beschönigt.

Dieser Roman wird mich noch lange beschäftigen. Ulf Schiewe regt mit seiner Geschichte zum Nachdenken an. Der zentrale Satz ist für mich „Religion ist Macht“. Die Parallelen zur Gegenwart sind nicht von der Hand zu weisen. Wann lernen die Menschen endlich, den Glauben der Anderen zu respektieren? Wie viele Kriege sollen noch im „Namen des Herrn“ geführt werden? Und wer ist überhaupt der „richtige“ Gott? Glauben nicht alle im Grunde an denselben Gott?

Fazit:

Ulf Schiewe ist erneut ein grandioses Meisterwerk gelungen. Fesselnd und spannend führt er den Leser durch die Zeit des Zweiten Kreuzzugs im Jahre 1147 bis 1149, wobei er die Ereignisse sehr realistisch schildert und die Motive dieses „Heiligen Krieges“ kritisch hinterfragt.

:*****:

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04 Jan. 2013 06:13 #5 von Ikopiko
Meine Meinung:

Arnaut, ein Edelmann, hat die verheiratete Vizegräfin Ermengarda geschwängert. Doch Ermengarda erleidet eine Fehlgeburt und verliert dabei fast ihr Leben. Während sie jedoch trotzdem zu Arnaut steht, vergeht dieser vor Selbstzweifeln. Er sieht in diesem Schicksalsschlag eine Strafe Gottes für ihr Verhältnis. Als just in dieser Zeit zu einem Kreuzzug gegen die Muslime aufgerufen wird, schließt er sich diesem an und bricht damit Ermengardas Herz. Für ihn beginnt eine Zeit voll Mord, Entbehrung und Leiden.

„Die Hure Babylon“ ist nach „Der Bastard von Tolosa“ und „Die Comtessa“ der dritte historische Roman aus Ulf Schiewes Feder. Ich bin erst mit diesem Band in die Serie eingestiegen.

Ulf Schiewe hat es geschafft, viel Wissen in einen Abenteuerroman zu packen. Zeitweise geriet für mich die eigentliche Geschichte in den Hintergrund, weil ich so fasziniert von der Logistik und Organisation eines Kreuzzuges mit vielen tausend Menschen war. Allein die Versorgung zu planen, war eine Meisterleistung, die leider nicht immer funktioniert hat.

„Die Hure Babylon“ ist nichts für schwache Nerven. Die blutigen Gemetzel werden so beschrieben, wie sie (wahrscheinlich) waren. Es wird nichts beschönigt. Es ist erschreckend, wie wenig ein Menschenleben in Zeiten des Krieges wert ist. Und wohl jeder Teilnehmer dieses Kreuzzuges wird sich irgendwann die Frage gestellt haben, ob Gott dies wirklich so gewollt hat.

Fazit:

Mir hat der Roman von Ulf Schiewe ausgesprochen gut gefallen. Liebesroman, Abenteuerroman und zugleich Sachbuch. Durch die detailreiche, nüchterne Schreibweise ist Ulf Schiewe diese Mixtur sehr gelungen.

Bewertung:

Ich gebe dem Buch fünf von fünf Sternen.

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