Michéle, Rebecca - Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit

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18 Juli 2019 07:03 - 05 März 2024 13:45 #1 von Tuppi
Autor: Rebecca Michéle
Titel: Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit
Verlag: edition oberkassel
Erschienen: 2019
ISBN-10: 3958131751
ISBN-13: 978- 3958131750
Seiten: 447
Einband: Taschenbuch
Preis: 14,00 €
Serie: -


Autorenporträt:

Rebecca Michéle stammt aus Süddeutschland, lebt mit Mann und zwei Kater in der Nähe von Stuttgart. Seit dem Jahr 2000 widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben. Bisher sind mehr als 40 Romane und zahlreiche Kurzgeschichten in verschiedenen Genres erschienen - auch unter den Pseudonymen Ricarda Martin, Michelle Ross und Mia Richter. Seit ihrer Jugend beschäftigt sich die Autorin mit der Historie, bereist alle Schauplätze und legt großen Wert auf eine intensive Recherche. Rebecca Michéle ist Mitglied in folgenden Autorenverbänden: Verband Deutscher Schriftsteller und Schriftstellerinnen, DELIA, Das Syndikat, Mörderische Schwester, Homer.

Buchinnenseite

Inhaltsangabe:

Irland, 1912: Die Geschichte der irischen Nonne Rose und zweier, angeblich missratener Frauen, die in einer Magdalenen-Wäscherei aufeinandertreffen, in die Wirren des Freiheitskampfes verstrickt werden und deren Schicksale für immer miteinander verbunden bleiben.

Klappentext

Meine Meinung:
Rose wurde als Säugling vor dem Kloster abgelegt und wurde dort aufgezogen. Sie wollte die Welt verbessern und eckte dadurch immer wieder an. Eines Tages wurde sie in ein Kloster für gestrauchelte Mädchen und Frauen versetzt.
Cindy wurde ihr neugeborenes Kind weggenommen und Fiona wollte vor der von ihrem Vater verabredeten Hochzeit mit einem älteren Mann fliehen.

Der Autorin ist es gelungen, mich mit ihrem Werk zu fesseln und ich konnte mir alles bildlich vorstellen. Rose war eine sympathische junge Frau, deren Vorstellungen aus der Zeit fielen. Und auch Cindy und Fiona sind mir ans Herz gewachsen.

Das Buch beschreibt die Abgründe der christlichen Kirche auf abscheuliche Art - aber auch den Kampf und die Hoffnung der Frauen.

Eine ergreifende Geschichte, die unter die Haut geht. Am Ende blieben keine Fragen offen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und vergebe die vollen 5 Sterne.

Fazit:
Das Schicksal der Maggies.
:*****:


17.07.2019 - 647

Viele Grüße Nicole

EIN TAG OHNE LESEN IST KEIN GUTER TAG!
Letzte Änderung: 05 März 2024 13:45 von Meggie.

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30 Juli 2019 10:58 #2 von Netha
Meine Meinung

Dieses Werk beschreibt das Schicksal von drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können. Eine Nonne, die seit Kindesbeinen schon im Kloster lebt, eine mittellose Frau die ohne Mann ein Kind zur Welt bringt und eine junge Frau aus der Oberschicht, die den Willen ihres Vaters nicht folgen möchte.

Diese drei treffen sich in der Magdalenen Wäscherei, und das ist kein normaler Arbeitsplatz, das ist ein „Gefängnis“ der katholischen Kirche in Irland.
Dort erfahren die Frauen Demütigung, Gewalt, sexuellen Missbrauch durch Geistliche Herrn, und auch den Tod.

Mich hat dieser Roman nicht nur berührt, er hat meine Synapsen fast zum überschäumen gebracht. Anfangs konnte ich diesen Roman, in dem nicht alles Fiktion ist, nicht fließend weg lesen. Immer wieder legte ich ihn zur Seite.
Doch ab einem gewissen Punkt konnte ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen.
So ungeheuerlich die Zustände waren, so spannender wurde es für mich und ich musste unbedingt wissen wie es weiter und schließlich aus geht.
Zu wissen das diese Zustände bis 1996 weiter bestanden, war für mich kaum vorstellbar.
Am Ende fand ich es großartig, dass ein Autor sich mal diesem heiklen Thema angenommen hat.

Eine Achterbahn der Emotionen, aber großartig verfasst und sehr spannend geschrieben. Für mich das Highlight des Jahres 2019.

Ich vergebe fünf von fünf Sternen :*****:

Liebe Grüße von Netha

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31 Juli 2019 15:14 #3 von charlie
Meine Meinung:

Wir schreiben das Jahr 1912. Cindy ist schwanger und ihr Verlobter ist mit der Titanic ertrunken. Sie bekommt das Angebot bei der Magdalenen Wäscherei, einem Kloster, zu arbeiten und ihr Kind in Pflege zu geben. Dafür wird ihr ein Schriftstück unter die Nase gehalten und Cindy vertraut, dass alles seine Richtigkeit hat. Fiona kommt aus sehr gutem Hause und ist einen viel älteren Mann zur Ehe versprochen. Sie flieht mit ihrem Freund, denn sie gerne heiraten möchte. Doch ihr Vater und Bruder machen ihr einen Strich durch die Rechnung und liefern sie bei den Magdalenen Wäscherei ab. Die beiden Frauen treffen dort aufeinander und erleben die Hölle auf Erden. Sie werden wie Sklaven gehalten. Rose die dritte im Bunde, wurde als Säugling vor einem Kloster auf Treppe gelegt und soll dort als Aufseherin arbeiten. Eines Tages versuchen die drei Frauen die Flucht. Den in diesem Gefängnis gilt, friss oder stirb.

Mit diesem Roman hat mich die Autorin wirklich an meine Grenzen gebracht. Vor allem im ersten Teil musste ich sehr viele Pausen machen. Wie diese Frauen gequält wurden, war wirklich schrecklich. Ich bin immer noch schockiert, dass bis 1996 diese «Einrichtungen» bestanden haben. In diesem Buch merkt man, dass dieses Thema der Schriftstellerin sehr an die Nieren gegangen ist und diese Geschichte sehr sorgfältig recherchiert wurde. Die Figuren sind so lebensnah beschrieben, dass sie mich teilweise fast um meinen Schlaf gebracht haben.

Ein sehr dunkles Kapitel in der katholischen Kirche.

Ich vergebe: :*****:

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31 Juli 2019 17:51 #4 von BorderSanna
Meine Meinung:

Dieses Buch spiegelt eine dunkle Zeit der katholischen Kirche und auch Irlands wieder.
Die Wäschereien bestanden bis Mitte der 1990er und es ist erschreckend, wie viele Menschen wussten, was dort geschieht und billigten es.

Der Roman lässt sich flüssig lesen, die Personen und Orte sind so gut beschrieben, dass man sich direkt ins Geschehen hineinversetzt fühlt und mitfiebert, mitweint, wütend wird....
Er ist sehr gut recherchiert und enthält auch geschichtliche Aspekte.

Ich vergebe: :*****:

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08 Aug. 2019 13:25 #5 von Zabou1964
Meine Meinung

In ihrem neusten Werk packt Rebecca Michéle ein heißes Eisen an: Die Verbrechen der katholischen Kirche an angeblich missratenen Frauen, die in sogenannten Magdalen-Wäschereien in Irland systematisch ausgebeutet, misshandelt und missbraucht wurden. Verpackt hat sie dieses heikle Thema nach ausführlicher Recherche in eine spannende Geschichte, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Dublin spielt.

Am Anfang des Romans werden die drei Protagonistinnen dem Leser vorgestellt: Rose ist eine Nonne, die als Findelkind vor einem Kloster abgelegt wurde und dort aufwuchs. Sie trat dem Orden bei und unterrichtete Kinder. Als sie mit ihrer für diese Zeit zu emanzipierten Einstellung immer wieder aneckt, wird sie in eine Magdalen-Wäscherei in Dublin versetzt, wo sie die missratenen Mädchen beaufsichtigen soll. Dort landen auch Cindy und Fiona. Cindy ist eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen, die kurz zuvor ein uneheliches Kind zur Welt brachte. Fiona stammt aus gutem Hause, wollte allerdings mit einem Fischer durchbrennen und sich den Wünschen ihres Vaters widersetzen.
Das Leben in der Wäscherei grenzt an Sklavenhaltung. Die jungen Frauen werden gefangen gehalten, geschlagen, ausgenutzt, bekommen kaum genug zu essen. Wenn sie nicht spuren, werden sie brutal misshandelt. Auch der Missbrauch durch männliche Mitglieder der katholischen Kirche ist an der Tagesordnung. Nur Rose ist anders als die anderen Nonnen. Sie schlägt die Mädchen nicht, kümmert sich um sie. Damit eckt sie auch in diesem Kloster wieder an und wird auch bestraft. Die drei Freundinnen können schließlich fliehen. Doch was sie in der Freiheit erwartet, ist auch nicht ohne Gefahren.

Dieses Buch wird mich noch sehr lange beschäftigen. Ehrlich gesagt, waren mir bislang sowohl diese Wäschereien, die nach der Bibelfigur Maria Magdalena benannt wurden, als auch die Machenschaften der katholischen Kirche diesbezüglich unbekannt. Und damit bin ich wohl nicht alleine. Im Nachwort erklärt die Autorin, dass dieses Thema von der Kirche konsequent totgeschwiegen wird. In diesem Zusammenhang hat mich am meisten schockiert, dass die letzte dieser Wäschereien bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein existiert hat.

Neben dieser Thematik beschäftigt sich der Roman aber auch mit erfreulicheren Themen, wie zum Beispiel der Freundschaft der drei Frauen und dem Zusammenhalt der irischen Widerstandskämpfer. Rebecca Michéle erzählt die Geschichte so authentisch und spannend, dass ich den Roman kaum aus der Hand legen konnte. Der einzige Wermutstropfen war die Tatsache, dass sich einige Rechtschreib- und Grammatikfehler in dem Text befanden. Einem kleinen Verlag wie Edition Oberkassel mag man das verzeihen, aber meinen Lesefluss hat es doch gestört.

Fazit:

„Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit“ ist ein mutiger und sehr intensiver Roman, der mich noch sehr lange beschäftigen wird. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung.

:*****:

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31 Okt. 2019 10:50 #6 von Ikopiko
Meine Meinung:

Rose ist eine sozialkritische Nonne, die auch gerne mal etwas hinterfragt. Als dies ihren Vorgesetzten zu bunt wird, versetzt man sie vom kleinen, ländlichen Kloster in die Magdalenen-Wäscherei von Dublin. Was sie dort sieht, sind unfassbare Grausamkeiten. So genannte „gefallene“ Frauen sollen sich dort von ihren Sünden freiarbeiten. Arbeit bis zur völligen Erschöpfung, Hunger, Schläge, selbst Vergewaltigungen gehören hier zur Tagesordnung. Rose ist geschockt.

Zwei dieser Sünderinnen sind Cindy und Fiona. Beide sind neu in der Wäscherei. Die eine bekam ein uneheliches Kind, die andere wollte mit einem Mann durchbrennen. Noch sind sie nicht gebrochen und begehren gegen die Umstände auf. Aber die Nonnen haben Mittel und Wege …

Die Geschichte der drei Frauen in der Magdalenen-Wäscherei ist leider nicht an den Haaren herbeigezogen. Diese Wäschereien hat es tatsächlich gegeben. Wenn man sich dies beim Lesen ins Gedächtnis ruft, bleibt eine große Betroffenheit zurück. Und alles geschah im Namen und ausdrücklicher Gutheißung der Kirche.

Cindy und Fiona sind aus heutiger Sicht völlig unschuldig in die Wäscherei gekommen. Die eine freiwillig, die andere von ihrer Familie eingeliefert. Aus der Außenwelt will niemand etwas mit ihnen zu tun haben. Auf Hilfe brauchen sie daher nicht hoffen. Nur Rose versucht, ihnen das Leben wenigstens ein bisschen erträglicher zu machen. Was natürlich nicht ohne Folgen bleibt.

Mich hat dieser Roman emotional sehr aufgewühlt und mich auch abends im Bett noch gedanklich beschäftigt.

:*****:

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