Rehn, Heidi - Das Lichtspielhaus: Zeit der Entscheidungen Abschnitt 1
Zitat:
München, 1926. Die Goldenen Zwanziger Jahre funkeln auf Hochglanz, München ist nach Berlin die Metropole des deutschen Films und Kinos. Die Donaubauers sind eine der großen Kino-Betreiberfamilien an der Isar. Mit ihrem mondänen Lichtspielpalast sorgen die heiß umschwärmte Theater-Schauspielerin Elsa und ihr charmanter Ehemann Karl landesweit für Furore. Alfred Hitchcock bietet Elsa sogar die Hauptrolle in seinem nächsten Film an. Dann aber brennt Karl mit einer Revue-Tänzerin durch. Statt als Star auf der Leinwand muss Elsa sich von einem auf den anderen Tag als Kino-Besitzerin im realen Leben behaupten - keine leichte Aufgabe für die junge Frau, die sich zudem gegenüber ihrer gestrengen Schwiegermutter behaupten muss.
Als durch Hitlers Machtergreifung Film und Kino zum begehrten Propagandainstrument werden, droht Elsa ihre Lizenz zu verlieren …
den ersten Abschnitt habe ich gerade beendet. Wollte eigentlich nur kurz reinlesen und könnt’s das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen... der Schreibstil gefällt mir wieder sehr gut - aber ich hab auch nichts anderes erwartet...
Elsa tut mir leid. So hinterhältig verlassen zu werden ist schon starker Tobak! Und trotzdem versucht sie vor den Kindern neutral zu sein.
Das Kaufhaus Hirschvogl am Rindermarkt - sehr schön! Es ist herrlich, alte Bekannte wieder zu treffen!
Elsas Schwager ist mir unsympathisch, aber vllt ändert sich das noch. Zenzi dagegen mag ich - wie sie Heinrich die Show gestohlen hat, war super. Ich bin aus dem grinsen nicht mehr raus gekommen. Und sie hat ein feines Gespür, das lässt mich für Elsa hoffen...
Dafür werde ich aus Lotti nicht schlau. Ich finde es toll, dass sie mit ihrer Mutter ins Kino geht - aber ansonsten ist sie ziemlich schwer zu durchschauen.
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Die schöne Frau Elsa.... ich seh sie immer ganz genau vor mir. Das Schönste: Kaum fing ich an, den Roman zu konzipieren, wurde meine zweite kleine Nichte geboren und jetzt ratet mal, wie sie heißt? Immer, wenn ich sie sehe, muss ich lächeln....
Karl ist "ein Hasardeur, wie bei einem Kinobetreiber nicht anders zu erwarten", wäre natürlich der Kommentar von Elsas Vater, sollte er je die Wahrheit erfahren. Und Zenzi hat auch schon immer gewusst, wie ihr Sohn ist. Letztlich auch Elsa. So sehr er sie verletzt hat, weiß sie aber auch, was sie sich selbst schuldig ist. Und Zenzi weiß das auch....
Lotti ist übrigens der Name meiner "großen" Nichte Ich bin gespannt, was Du demnächst zu ihr sagen wirst...
Hier kommt die Leseschnecke, sorry das es bei mir dies mal so lange dauert, es liegt aber nicht an dem Buch.
In diesem ersten Abschnitt passiert ja schon so einiges. Ein sehr schönes Kino eröffnet und kurz danach macht sich der Ehemann von Elsa einfach so davon, was soll man von so einem Mann halten.
Nicht nur seine Frau sitzen zu lassen sondern auch noch zwei Kinder. Dann Zenzi, was muss das für ein Original sein? Aber auch sie muss es nicht gerade leicht gehabt haben.
Dann erscheint auch das edle Hirschvogel wieder, da habe ich sehr breit grinsen müssen. Ich hoffe sehr das Elsa es irgendwie schafft Oberwasser zu behalten, sie zeigt nur die Starke Frau, nur wie schaut es bei ihr innerlich aus. Ganz bestimmt nimmt sie das gewaltig mit.
Mich tangiert es sehr das sich die Schergen Hitlers wieder im Hintergrund tummeln und wie wir ja wissen, nichts gutes im Schilde führen. Ist ja nicht mehr lange hin bis der Mist losging und Millionen Menschen ins Unglück stürzten.
Jetzt bin ich gespannt ob das neue Kino visavis dem Elvira Palast den Rang ablaufen kann. Und ich hoffe Karl besinnt sich noch, dass er eine Familie hat. Anders rum kann es aber auch gut sein das er jetzt schon in Amerika weilt und später seine Familie eventuell nachholen kann, wenn es auf den zweiten Weltkrieg zugeht. Was mich wütend machte ist, dass er anscheint das Konto sehr geschmälert hat als er klammheimlich fortging.
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Ich habe den ersten Abschnitt gestern Nacht beendet.
Vorab: Ich liebe alte Kinos. Wenn ich in einer fremden Stadt bin, schaue ich immer, ob es alte Kinos gibt, die ich besuchen kann. Unter Umständen schaue ich mir dann auch schon mal einen Film an, der mich gar nicht interessiert, nur um das Kino von innen anschauen zu können. Insofern ist dieser Roman mit den wunderbaren Beschreibungen der Kinos schon ein Genuss für mich.
Ich hatte auch die Vorgeschichte zu dem Roman gelesen, sodass ich weiß, wie schäbig die ursprünglichen Kinos von Zenzi waren. Der Ehrgeiz und die Kraft, die Elsa und Karl in den Aufbau der Lichtspielhäuser gesteckt haben, ist sehr bewundernswert. Dass Karl Elsa und die Kinder einfach im Stich lässt, ist natürlich ein herber Schlag. Offensichtlich braucht er immer neue Herausforderungen, die er in München nun nicht mehr sieht.
Zenzi gefällt mir richtig gut. Sie lässt sich nicht verbiegen für "die Leute", bleibt bei ihrem Stil und kümmert sich nicht, was über sie geredet wird. Sie durchschaut auch gleich, dass ihr Sohn sich aus dem Staub gemacht hat.
Elsa muss gegenüber den Kindern und den Leuten das Gesicht wahren. Wie es in ihr drin aussieht, darf niemand erfahren. Das ist sehr hart. Aber ich denke, sie wird es schaffen.
Ihr Schwager Heinrich ist mir etwas suspekt. Er hat irgendwas zu verbergen. Wer weiß, was vor dem Krieg in Hannover vorgefallen ist. Er ist mir jedenfalls eher unsympathisch.
Lotti und Josefa sind bescheidene Leute. Ich denke, Heinrich will sich an Lotti heranmachen. Aber Lotti hat bereits einen Verlobten. Wie ich den einschätzen soll, weiß ich noch nicht. Er scheint recht radikal seine Meinung zu vertreten und ich auch vor einer Schlägerei nicht zurückzuschrecken.
Mir gefällt der Roman richtig gut, liebe Heidi. Wie bist du auf die Idee gekommen, über das Kinomilieu zu schreiben? In München gibt es sicherlich noch einige schöne alte Kinos, oder?
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Hallo, ihr beiden,
schön euch wiederzulesen!
Und natürlich erst recht schön, dass euch der Einstieg in die Donaubauer Lichtspiele so gut gelungen ist. Wie immer liegen mir meine Figuren und ihre Geschichte sehr am Herzen. Da ich dieses Mal ja auch noch einen zweiten Teil schreibe, an dem ich gerade sitze, bleiben sie noch länger bei mir und leben mit mir und ich mit ihnen
Die alten Kinos sterben allmählich aus. Kurz vor Ostern hat hier in München das angeblich weltweit älteste, bis heute in Betrieb - und in Besitz derselben Familie! - befindliche Kino geschlossen. An seiner Stelle wird wohl ein Hotel gebaut. Die Immobilie ist einfach Gold wert, das Betreiben eines Kinos aber leider nur noch ein Zuschussgeschäft. So ändern sich die Zeiten.
Jetzt gibt es nur noch drei Kinos aus der Zeit vor 1914 hier, davon ein relativ mondänes, das auch das Vorbild für meine Kaiser-Lichtspiele ist, ein mittleres und ein kleines Ladenkino. Also letztlich fast genau das, was auch meine Zenzi besessen hat.
Sie hat es in der Tat nicht einfach gehabt, aber sie hat sich durchgeschlagen und sie hat es geschafft, zuletzt mit tatkräftiger Hilfe ihres Sohnes Karl, der aber letztlich der Hasardeur geblieben ist, als der er anfing. Und natürlich dank ihrer Schwiegertochter Elsa, die nicht nur schön, sondern auch klug und ebenfalls sehr willensstark und außerdem genauso kinobesessen ist wie sie.
Liebe Zabou, mir geht das Herz auf, wenn Du von Deiner Liebe für alte Kinos erzählst. Mir geht es auch so. In diesen kleinen ist doch weitaus mehr Atmosphäre als in den großen, schicken, modernen mit allem technischen Schnickschnack. Natürlich war das Elvira zu seiner Zeit auch ein solcher Palast, aber Zenzis Vorstadtkinos könnten noch heute existieren.
Meine Buchpremiere letzte Woche fand übrigens in der Häberlstraße statt, ziemlich genau da, wo auch Zenzis "Häberlkino" hätte sein können...
Lasst euch von Elsa und Zenzi, Lotti und den anderen weiter erzählen, was noch so alles passiert in jenen Jahren, die so entscheidend sind für die weitere Geschichte in Deutschland. Mir war es wichtig, mit den Donaubauers eine weitere Perspektive auf die Zeit zu beschreiben...
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Ich habe noch eine Frage zu dem Geruchskino im Elvira: Hat es das damals wirklich schon gegeben oder ist das deiner Fantasie entsprungen?
Ich kann mich noch erinnern, dass es John Waters' Film "Polyester" Anfang der 1980er Jahre eine Karte gab, an der man reiben musste, um den passenden Geruch zur Szene zu riechen. Das war schön, als es noch Rosen roch, weniger schön, als jemand im Film Blähungen hatte.
Dabei seit: 21 Jun, 2010
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Ups, jetzt hab ich gerade so eine schöne lange Antwort zur Geruchsspritze geschrieben und wohl dummerweise gelöscht statt gepostet. Also auf ein Neues.
Geruchsspritzen gab es seit den Anfängen der Kinos, weil die umfunktionierten Ladenräume (meist waren es die schlauchartigen, fensterlosen Lager- oder Hinterräume) keine gute Lüftung besaßen, die Zuschauer aber eng aneinander hockten und auch nicht so gut gewaschen waren wie wir heute. Diese überdimensionalen Spritzen waren im Prinzip wie die Plastikwasserpistolen der Kinder heute. Das Wasser war oft mit Parfüm oder Duftölen versetzt und damit schon eine erste Möglichkeit, ganz gezielt ganz bestimmte Aromen zu verbreiten, passend zum Film.
Die von Zenzi stolz vorgeführte Lüftungsanlage gab es in den mondänen Filmpalästen, die ab Mitte der 1920er gebaut wurden. Da konnte man die Aromen unten im Keller zentral zugeben und eben Wald, Wiesen, Rosen, Gewürze etc. im Saal verbreiten lassen.
Es gibt ein Buch übers Film- und Kinomarketing der Jahre 1910-1933, da sind diese Dinge beschrieben. Wenn man das liest, fragt man sich, was seither überhaupt noch erfunden wurde. Eigentlich gab es alles schon und technisch war auch schon fast alles möglich. Gerade auch der ganze Merchandisingkram, der heute den Leuten das Geld aus der Tasche zieht, war in den 1920ern schon en vogue. Ebenso Platzanweiser im Kostüm z.B. passend zu Langs "Metropolis", Fanzeitschriften über die aktuellen Stars, Poster, um sie zu Hause an die Wand zu pinnen, kleine Figuren, um sie sich auf den Tisch zu stellen.
"`s gibt nix, was es nicht gibt", hätte Zenzi gesagt.
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Danke für die (doppelt geschriebene) Antwort, liebe Heidi.
Diese Ladenkinos stelle ich mir sehr abenteuerlich vor. In der Vorgeschichte hast du es so schön beschrieben, wie Elsa da zwischen den ganzen Leuten auf der harten Holzbank sitzt. Auch die Gerüche konnte ich mir sehr gut vorstellen.
Dabei seit: 21 Jun, 2010
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Schau mal in das herrliche Buch von Hans Zischler "Kafka geht ins Kino" rein. Der bietet gerade zu diesen frühen Kinos eine Fülle an Material. Außerdem herrlich zu lesen, dass Kafka ein begeisterter Kinogänger war, obwohl ich mir gerade ihn als sehr sensibel vorstelle. Mitten in dem Gestank, Rauch, der dicken Luft bei den schlechten Sichtverhältnissen Vergnügen an dem Leinwandgeschehen zu finden, ist schon eine eigene Kunst. Aber wir sind natürlich verwöhnt. Was für eine Sensation, als die Bilder überhaupt mal anfingen, laufen zu lernen und wieder und wieder die immergleiche Geschichte mit den immergleichen Bildern vorgeführt werden konnte!
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Der 1. Abschnitt ist auch bei mir gefallen.
Karl ist einfach ein Lebemann und hätte nie Frau und Kinder haben sollen. Kann mir auch nicht vorstellen, dass er wieder zurück kommt. Für Elsa ist das natürlich eine riesen Belastung. Ist klar das Zenzi den Braten gerochen hat. Sie kennt ja ihren Sohn.
Dabei seit: 21 Jun, 2010
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Lebemänner sollte man sicher nicht heiraten, aber sie haben auch etwas sehr Verführerisches an sich... Und hinterher ist frau immer klüger, wie Elsa leider feststellen muss...
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Da kenne ich auch eine Geschichte von einer guten Freundin von mir. 25 Jahre ist die Ehe mehr oder weniger gut gegangen, Der Ehemann war auch ein richtiger Lebemann...